Text: Heiner Koddebusch
Schön, dass Du Dir ein paar Minuten Zeit nimmst, um etwas über Epes Geschichte zu erfahren! Es lohnt sich, denn der Ort, an dem Du sitzt, steckt voll davon:
Vor Dir liegt der Kirchplatz, zur rechten begrenzt durch die eindrucksvolle römisch-katholische Pfarrkirche St. Agatha, zur linken durch die Gronauer Straße. Nicht immer war dieser Platz eine freie Fläche so wie heute. Genau hier, an der Südseite der Kirche, stand die älteste Siedlung des Dorfes, der „Klüenhook“. Die Lage war nicht zufällig gewählt. Der Klüenhook verfügte über eine perfekte Verkehrsanbindung, lag er doch zusammen mit der Kirche im Winkel zwischen den beiden Hauptverkehrsadern des Ortes. Diese zwei Straßen kreuzten sich genau an der unscheinbaren Fußgängerampel links hinter Dir, damals Kreuzstraße genannt. Von dort aus führten sie in alle vier Himmelsrichtungen:
• der Hindenburgring nördlich nach Ochtrup und Steinfurt
• die Oststraße östlich nach Nienborg
• die Merschstraße südlich nach Ahaus
• und die Gronauer Straße westlich nach Gronau
Epe ist geprägt von seiner Lage in einer feuchten Flußniederung. Heinrich von Hövel beschrieb es um 1600 so: “Mein Heimatdorf….erstreckt sich inmitten schöner Felder an den Ufern der Dinkel.” Der Ortsname selbst und einige Straßennamen nehmen Bezug auf die geologische Lage. So leitet sich der Name „Epe“ vom urgermanischen „apa“ ab, das heißt „Ort am Wasser“. Ein „Mersch“, wie etwa im Straßennamen Merschstraße, ist ein Feuchtgebiet oder Sumpf.
Auch der Name der ersten Eper Siedlung „Klüenhook“ spiegelte die Beschaffenheit seines Untergrundes wider: „Klüen“ bedeutet Moor, während „Hook“ eine alte Bezeichnung für Siedlung oder Bauernschaft ist. Ins Neudeutsche übersetzt hieße der Klüenhook also vielleicht Moorsiedlung. Diese bestand aus dicht aneinander gebauten Wohn- und Geschäftshäusern, die wegen des morastigen Untergrundes auf Eichenpfählen errichtet waren. Man vermutet, dass das Bett der Dinkel vor Jahrtausenden bis an diesen Bereich heranreichte. Noch vor gut 100 Jahren stand das Wasser oft bis zum Klüenhook. Ein breiter Graben, der Mootgraben, ließ das Wasser bei Überschwemmungen wieder zur Dinkel hin ablaufen.
Bis auf wenige Meter grenzten die Gebäude des Klüenhook an die Gronauer Straße und auf der anderen Seite an die Südseite der Kirche. Diese wurde zwischen 1260 und 1270 – wie man gut erkennen kann – auf einer natürlichen Anhöhe und somit auf festerem Grund erbaut. Ursprünglich verfügte sie nur über ein Hauptschiff. Zwischen Kirche und den Häusern des Klüenhook blieb noch genug Platz für den Friedhof. Im Laufe der Jahrhunderte erweiterte man die Kirche um zwei Seitenschiffe. 1808 wurde der Friedhof daher an seine jetzige Stelle an der Haar verlegt.
Der Klüenhook konnte eine bewegte Geschichte aufweisen: 1188 wird Epe erstmals urkundlich erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten war das Dorf mehrfach von schweren Feuersbrünsten betroffen. Zuletzt brach 1882 in einer Bäckerei ein Feuer aus, das sich zu einer verheerenden Brandkatastrophe ausweiten sollte. Dieser fielen in einer Nacht 23 Häuser zum Opfer. Das Feuer griff auch auf die Kirche über, sodass ihr ältester Teil, der romanische Turm, mitsamt seinen wertvollen Glocken vollständig ausbrannte. Aber das ist eine Geschichte, die Dir bestimmt eine andere Bank erzählen kann.
Die 1892 neu eingeweihte St. Agatha Kirche, oft auch als „Eper Dom“ bezeichnet, können wir heute noch in Ihrer vollen Schönheit bewundern. Das Ur-Epe, der Klüenhook, existiert leider nur noch in Bild- und Schriftdokumenten. Seine letzten Häuser mussten in den späten 1960er Jahren dem Abrisshammer weichen.