Das kleine Glück von Epe

Text: Franz Niehoff

Das Kleine Glück von Epe war wieder einmal unzufrieden. Einige Menschen erkannten das Kleine Glück einfach nicht.

Z.B. der Wanderer, dem das „Kleine Glück“ den Apfel am Baum gezeigt hatte, und der ihn dann ohne Genuss aß.

Auch der Mann, den das „Kleine Glück“ noch frühzeitig genug auf das Kind aufmerksam gemacht hat, dass vor seinen Wagen lief. 

Und die Fussgänger, die die blühenden Blumen am Wegesrand nicht einmal wahrnahmen.

Sie alle erkannten das „Kleine Glück“ nicht.

Es flog hinauf auf Wolke sieben und sagte dem Meister:“ Ich habe es satt, ein „Kleines Glück“ zu sein. Ich will ein „Großes Glück“ werden!“

Der Meister antwortete: “Gut. Aber bevor du ein „Großes Glück“ werden kannst, mußt du wissen, was ein „Großes Glück“ so macht.“

Sie gingen zusammen zum „Großen Glück“.

Es saß dort oben und wartete auf seinen Einsatz.

Das „Kleine Glück“ sagte: „Ich will so werden wie du!“

„Das ist gut, aber ich werde dir zeigen, was es heißt, ein „Großes Glück“ zu sein!“ und zeigte dem „Kleinen Glück“ einen großen Haufen mit allerlei Sachen. 

Es lagen dort zerbrochene Spiegel, leere Flaschen, weggeworfene Eheringe, Abschiedsbriefe, Tabletten und sogar ein Strick. 

„Das alles hier ist die negative Seite des großen Glücks. Den wenn man auf das große Glück nicht richtig aufpasst, verkehrt es sich ins Gegenteil,“ sagte das „Große Glück“.

Dann kam der Meister und sprach: „ Großes Glück“, du musst wieder auf die Erde nach Epe. Es gibt dort was zu tun. Du kannst dich ja von dem „Kleinen Glück“ begleiten lassen“.

Das „Kleine Glück“ war glücklich, dass es mit dem „Großen Glück“ mitgehen durfte.

Sie landeten wie so oft auf dem Kalvarienberg neben Nienborg.

Das „Große Glück“ sagte: „Wir haben noch etwas Zeit, lass uns den Dinkelweg nehmen, dann können wir uns noch etwas unterhalten.“

Das „Kleine Glück“ war außer sich vor Freude und hüpfte hin und her.

„Du bringst die Menschen zusammen, so dass sie sich lieben und manchmal heiraten,“ sagte das „Kleine Glück“.

„Und du lässt Menschen sich anlächeln, so dass sie sich gut fühlen“, erwiderte das „Große Glück“.

„Ja, aber du lässt Menschen im Lotto viel gewinnen“, sagte das „Kleine Glück“.

„Und du lässt die Menschen sich treffen, um z.B. ein Eis miteinander zu schlecken oder etwas zu trinken!“ antwortete das „Große Glück“.

So liefen sie an der Dinkel entlang und sagten sich, wie schön es doch der andere hat. 

Dann kamen sie zum Fischteich. Dort saß ein Angler, der schon lange Zeit nichts geangelt hatte.

Das „Kleine Glück“ sah das und sagte,“bleib mal eben stehen, ich habe was zu tun“ und brachte einen Fisch dazu, den Köder zu schnappen. 

Der Angler war überglücklich, photographierte den großen Fisch und schmiss ihn aus Freude zurück in den Teich.

„Siehst du „Kleines Glück“, das war doch sehr gut!“

„Ja, aber Du sorgst dafür, dass ein Kapitän auf hoher See nicht untergeht und ganze Schiffsladungen voll Fisch mitbringt“.

Sie gingen am Freibad entlang und das „Kleine Glück“ sah die Leute in Decken eingeschlagen und frieren. 

„Ich muss da kurz was machen,“sagte das „Kleine Glück“, flog hinauf und schob die Wolken beiseite.

Die Sonne wärmte die Menschen und schon bald sprangen die Kinder vor Freude ins Wasser.

„Das war ganz toll“ sagte das „Große Glück“

„Ja, aber Du machst es möglich, dass die Menschen ein Freibad haben“, antworteten das „Kleine Glück“.

Sie hörten die Glocken von St. Agatha und das „Große Glück“ sagt: “Wir müssen jetzt zur Kirche gehen, dort muss ich hin!“

„Schau Dir noch kurz die Blumen und Bäume an, die ich im Park blühen lasse,“ sagte das „Kleine Glück“. 

Sie gingen an „ Schepers Mühle“ vorbei in den Park und dann seitwärts zu St. Agatha Kirche.

Kurz bevor sie ankamen sagte das Kleine Glück: „Liebes „Großes Glück,“ ich danke dir für den schönen Spaziergang. Sei mir bitte nicht böse, aber ich möchte lieber ein „Kleines Glück“ bleiben.“

„Das verstehe ich gut, „Kleines Glück“. Ich gehe jetzt in die Kirche um die Hochzeit zu begleiten!“ 

„Ich gehe jetzt in die Bernhardstraße. Dort muss ich noch einige Leute glücklich machen“, sagte das „Kleine Glück“ und ging froh seines Weges, glücklich ein „Kleines Glück“ zu sein..

                                                                          Franz Niehoff, Epe

                                                                          Der Alltagsphilosoph

                                                                          Inspiriert durch eine Geschichte von Eva Mutscher