Alte Synagoge

Text: Jörg Büscher

Hallo und Shalom,
schön, dass Sie sich auf mir niederlassen; fünf Minuten innehalten täte uns allen ja zwischendurch mal gut.

Gerade hier, in der Wilhelmstraße Nr. 5.

Dieses Haus steht als mahnendes Denkmal für die wohl dunkelsten Jahre in der Eper Geschichte. Bis zur Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der sogenannten „Reichskristallnacht“,  stand hier als Zentrum ihres Glaubens die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Epe. Mit der Verwüstung des Gotteshauses wurde eine lange, in der Bürgerschaft von Epe respektierte und verankerte Glaubensgemeinschaft zerstört. So belegen Urkunden, dass schon 1818 zwölf Juden in Epe und 14 in Gronau lebten.

Die Gottesdienste fanden zu jener Zeit  in einem von der Familie Jacob Lebenstein zur Verfügung gestellten Betraum in der Gronauer Straße statt. Da dieser zunehmend als ungenügend empfunden wurde, initiierte man einen eigenständigen Synagogenbau. Dafür stellte Familie Lebenstein am südöstlichen Rande des Ortskerns, in der noch wenig bebauten Wilhelmstraße, einen Bauplatz zur Verfügung.

Die Fertigstellung des Hauses erfolgte innerhalb weniger Monate und schon am 3. November 1907 wurde die Synagoge durch den aus Recklinghausen stammenden Rabbiner Dr. Moses Marx feierlich eröffnet. Bis zum Beginn des NS-Regimes war die jüdische Gemeinde in Epe auf knapp 40 Personen angewachsen, vorwiegend aufgeteilt auf die Familien Pagener, Eichenwald, Lebenstein, de Witte, Rothschild, Andriesse und Mendel. Waren diesen Familien in der folgenden Zeit schon massive Repressalien ausgesetzt, änderte die Reichspogromnacht von 1938 alles.

Aus vermeintlich ehrenhaften Bürgern wurden Plünderer, Brandstifter und Gewalttäter. Die Synagoge wurde in Brand gesetzt, die Einrichtung komplett vernichtet, Schaufenster von jüdischen Geschäften zertrümmert und jüdische Mitbürger misshandelt. Dieses Ereignis war ein Fanal für die jüdische Gemeinschaft in Epe. Nach und nach wurden alle verbliebenen Juden aus Epe in Vernichtungslager deportiert und bis auf wenige Ausnahmen ermordet.

Im Sommer 1942 war jegliches jüdisches Leben in Epe ausgelöscht. Eine kurze Zwischenbemerkung dazu: Keiner der Täter, die aus der Eper Bürgerschaft stammten, wurde jemals für seine schändlichen Taten zur Rechenschaft gezogen. Für das Haus Nr. 5 begann nun in der folgenden Zeit eine wechselvolle Geschichte.

Nachdem die Gemeinde Epe das Gebäude am 18. Dezember 1938 erworben hatte, wurde es repariert, umgebaut und bis zum Kriegsende als Feuerwehrgerätehaus genutzt. Von 1945 bis 1949 diente das Obergeschoss als Flüchtlingsunterkunft. Im Zeitraum von 1958 bis 1999 nutzte das DRK die Räumlichkeiten im Untergeschoss. Seit 1956 wurde der obere Bereich vermietet. Nach dem Tod des letzten Mieters stand das Gebäude ab 2012 leer. Im Dezember 2016 gründete sich ein Initiativkreis des Heimatvereins Epe, aus dem dann im Oktober 2017 der Förderkreis Alte Synagoge Epe e.V. hervorging. Ziel des Vereins ist die Restaurierung und der Erhalt des Gebäudes der alten Synagoge als Ort des Erinnerns und Gedenkens an das jüdische Leben in Epe. Dort soll mit Begegnungen und Veranstaltungen zur Verständigung zwischen Kulturen, Religionen und Völkern ein Beitrag geleistet sowie Toleranz und Mitmenschlichkeit gefördert werden, damit sich die Ereignisse von damals nie wieder wiederholen.

Nie wieder!

Nooit meer!

LISKOR VE LO LISCHKOACH (hebräische Lautschrift)
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Quellen: „Die ehemalige Synagoge in Gronau-Epe“, Michael Huyer – Homepage des Förderkreises Alte Synagoge Epe e.V. – Schriftliche Auskunft der israelischen Botschaft in Berlin